In den unendlichen Weiten der thailändischen Kunstgeschichte, die so reich an faszinierenden Meisterwerken ist, ragt eine Skulptur hervor, die uns tief in das 4. Jahrhundert zurückversetzt: “Die Tänzerin aus Dvaravati”. Gefertigt von dem Künstler Thakarn, ein Name, der leider nur wenig überliefert ist, verkörpert diese Bronzeskulptur nicht nur technische Brillanz sondern auch eine poetische Schönheit, die bis heute
Menschen in ihren Bann zieht.
Die “Tänzerin aus Dvaravati” befindet sich heute im Nationalmuseum Bangkok und ist ein
herausragendes Beispiel der Kunst der Dvaravati-Periode (3. – 6. Jahrhundert). Diese Zeit sah einen
Blütepunkt buddhistischer Kunst in Thailand, geprägt von indischen Einflüssen und lokalen Traditionen. Die
Skulptur verkörpert diese Synthese perfekt: Der Körperbau der Tänzerin erinnert an klassische indische
Modelle, während ihre Kleidung und Frisur deutliche thailändische Elemente aufweisen.
Der Blick auf die “Tänzerin aus Dvaravati” lässt einen sofort in ihren Bann ziehen. Ihre
Handhaltung, bekannt als Abhaya Mudra, symbolisiert Schutz und
Ruhe. Ihr leicht nach oben gerichteter Kopf suggeriert
Anmut und innere Ausgeglichenheit.
Die detaillierte Bearbeitung ihrer Gewänder, bestehend aus einem schlichten,
schulterfreien Chiton, der mit kunstvollen Falten dargestellt
wird, unterstreicht die Meisterschaft des Künstlers Thakarn.
Materialität und Technik: Ein Meisterwerk der Bronzekunst
Die “Tänzerin aus Dvaravati” wurde aus einer Legierung von Kupfer und Zinn gegossen,
einer Technik, die schon in der frühen Bronzezeit bekannt war. Die präzise Ausführung
der Skulptur lässt darauf schließen, dass Thakarn ein erfahrener
Metallurg war. Der Gussvorgang erforderte
hohes Können und präzise
Temperaturkontrolle.
Die Oberflächenstruktur der
Skulptur zeigt
die Spuren dieser
aufwendigen
Technik:
feine
Risse, die
durch das
Abkühlen des
Metalls
entsstanden sind,
geben der
Oberfläche
einen
besonderen
Charme.
Symbolismus und Bedeutung:
Die “Tänzerin aus Dvaravati” ist mehr als nur eine ästhetische Schöpfung. Sie repräsentiert auch
wichtige kulturelle und religiöse Werte der Dvaravati-Zeit. Der Tanz spielte in dieser Epoche eine wichtige Rolle, sowohl im
religiösen als auch im weltlichen Kontext.
Die Tänzerin könnte als Symbol für
die Vermittlung des Dharma (Buddhas Lehre)
oder als
Darstellung
einer Apsara
(himmlische
Nixe)
interpretiert werden.
Vergleich mit anderen Werken:
Um die Bedeutung der “Tänzerin aus Dvaravati” besser zu verstehen, ist es hilfreich, sie mit anderen
Werken der Dvaravati-Zeit zu vergleichen. Zum Beispiel zeigt
die Buddhastatue im Wat Phu Tok (heute in Laos) eine ähnliche
Ruhe und Ausgeglichenheit wie die Tänzerin.
Auch die Reliefs an den
Stupas
von
Dvaravati
zeigen häufig
Szene
n aus dem
Leben des
Buddha
oder von
Gottheiten
wie Shiva
und Vishnu, die
in der
Thailändischen Kunst
des 4. Jahrhunderts
eine wichtige Rolle spielten.
Merkmal | “Die Tänzerin aus Dvaravati” | Buddhastatue im Wat Phu Tok |
---|---|---|
Material | Bronze | Stein |
Haltung | Stehend, Abhaya Mudra | Sitzend in Meditation |
Ausdrucksweise | Ruhe, Anmut | Innerer Frieden, Weisheit |
Die “Tänzerin aus Dvaravati” ist ein eindrucksvolles Beispiel für die künstlerische
Leistung der
Dvaravati-Periode.
Sie verkörpert nicht nur technische
Brillanz sondern auch eine tiefe
spirituelle Dimension. Die
Skulptur erinnert uns
daran, dass Kunst
mehr als nur
ästhetische
Genüsse bietet,
sondern auch ein
Fenster in die Vergangenheit
und
ein Spiegel unserer eigenen
Seele sein kann.