Die Kunst des 9. Jahrhunderts auf Java war eine faszinierende Mischung aus Einflüssen: hinduistische Traditionen trafen auf lokale animistische Überzeugungen und kreierten einen einzigartigen Stil, der bis heute Bewunderung erregt. Inmitten dieser dynamischen Kunstszene schuf ein Künstler mit dem Namen “Wono” – von dem wir leider wenig über sein Leben wissen – eines der eindrucksvollsten Zeugnisse dieser Epoche: den “Tanzenden Shiva”.
Diese Bronzestatue, knapp 1 Meter hoch, zeigt den Gott Shiva in einer leidenschaftlichen Tanzhaltung. Sein rechter Fuß steht auf einem Zwerg, symbolisch für die Unterwerfung des Ego. Die linke Hand hält einen Lotos, das Symbol der Reinheit und Erleuchtung. Shivas dritte Arm ist erhoben und seine Hand zeigt den traditionellen Mudra, der Schutz und Segen symbolisiert.
Doch was macht den “Tanzenden Shiva” zu einem so außergewöhnlichen Kunstwerk? Erstens ist die technische Meisterschaft des Künstlers bemerkenswert: Die Muskulatur Shivas ist detailliert ausgearbeitet, die Falten seiner Kleidung wirken realistisch und lebendig. Zweitens strahlt die Statue eine unglaubliche Dynamik aus:
Shivas Tanzpose scheint voller Energie, seine Augen blitzen, als würde er die Welt um sich herum in Bewegung setzen.
Man kann fast hören, wie die Musik zu diesem kosmischen Tanz ertönt. Der Künstler hat hier nicht nur einen Gott dargestellt, sondern ein Gefühl eingefangen – die Freude am Dasein, die Kraft der Schöpfung, die Unendlichkeit des Universums.
Das Motiv des tanzenden Shiva in der hinduistischen Kunst
Der tanzende Shiva, bekannt als Nataraja, ist eines der beliebtesten Motive in der hinduistischen Kunst. In dieser Form repräsentiert Shiva den Kreislauf des Lebens, den ewigen Wandel von Schöpfung und Zerstörung. Sein Tanz symbolisiert die Energie, die das Universum durchdringt, die kosmische Ordnung, die hinter allem Chaos steht.
Bedeutung | Symbol |
---|---|
Schöpfung: Shivas rechte Hand hält den Mudra der Gabe, symbolisch für die Entstehung neuer Leben und Welten. | Lotosblüte in seiner linken Hand. |
Erhaltung: Shivas Tanz hält das Universum im Gleichgewicht, seine Bewegung erzeugt die Energie, die alles Lebendige ernährt. | Flammenkranz um seinen Körper. |
Zerstörung: Der Zwerg unter seinem Fuß symbolisiert das Böse, das Shiva durch seine tanzende Bewegung vernichtet. | Die gesenkte rechte Hand deutet auf den Zwerg. |
Die Statue “Der tanzende Shiva” von Wono ist mehr als nur eine schöne Bronzeskulptur – sie ist ein Fenster in die spirituelle Welt des 9. Jahrhunderts Java. Durch die perfekte Kombination von technischer Meisterschaft, symbolischer Bedeutung und emotionaler Intensität bietet uns diese Arbeit einen unvergleichlichen Einblick in die komplexe
Weltbild einer längst vergangenen Kultur.
“Der tanzende Shiva”: Ein Vergleich mit anderen hinduistischen Darstellungen
Um den einzigartigen Charakter des “Tanzenden Shiva” von Wono zu verstehen, lohnt es sich, ihn mit anderen Darstellungen des Nataraja zu vergleichen. In vielen Tempelbildern, die ebenfalls Shiva in Tanzhaltung zeigen, wirkt der Gott oft steifer und weniger dynamisch. Die Bronzestatue Wonos hingegen scheint
sich in ständiger Bewegung zu befinden, ihr Körper vibriert vor Energie.
Dieser Unterschied könnte auf die spezifische religiöse Praxis des 9. Jahrhunderts Java zurückzuführen sein: Möglicherweise spielten Tanzrituale eine wichtigere Rolle als in anderen Regionen Indiens. Die Statue Wonos könnte somit nicht nur eine Darstellung des Göttlichen, sondern auch ein Spiegelbild der spirituellen Erfahrungen ihrer Zeitgenossen sein.
Die Erhaltung und Zukunft des “Tanzenden Shiva”
Wie viele Kunstwerke aus dem 9. Jahrhundert Java wurde auch der “Tanzenede Shiva” von Wono über die Jahrhunderte hinweg durch Erdbeben, Vulkanausbrüche und andere Naturkatastrophen bedroht.
Trotzdem hat diese Statue den Zahn der Zeit überstanden. Heute ist sie Teil einer renommierten Privatsammlung in Indonesien.
Es ist wichtig, dass solche Kunstwerke geschützt und für zukünftige Generationen zugänglich gemacht werden. Die
Forschung zu ihrer Entstehungsgeschichte und kulturellen Bedeutung trägt dazu bei, dass wir die faszinierende Kunstwelt des 9. Jahrhunderts Java besser verstehen können – eine Welt, die uns durch ihre Schönheit, Spiritualität und technische Meisterschaft auch heute noch beeindruckt.